Liechtensteiner Volksblatt vom 10. Dezember 2006

Esther Hasler



Wiederholt geküsst

VADUZ - In einem Märchen reicht es ja bekanntlich, einmal den Frosch zu küssen, um dann reichlich beschenkt zu werden. Dieses Vorrecht kam allerdings nur einer Prinzessin zugute, während am vergangenen Freitag viele Besucher des Kabarettstückes «Küss den Frosch» mit Esther Hasler ebenfalls in den Genuss kamen.

Und weil dieses Stück zu Beginn des Jahres so erfolgreich war, wurde es noch einmal, im Rahmen der Liechtensteiner Spezialitäten, ins Programm aufgenommen. Ort der Aufführung, natürlich passend für diesen Titel, der Schlösslekeller in Vaduz.

Man könnte sie durchaus mit einer Prinzessin vergleichen, charmant und attraktiv, mit einer sehr sympathischen Ausstrahlung. Und, sie hatte auch ihren Frosch gleich mitgebracht. Sie mache gerade Urlaub, die Bühne wäre für sie Erholung, denn, was brauche sie ans Meer zu fahren, wo sie doch all dies auch auf der Bühne hat, Licht, Wasser und sie treffe dabei auch immer jede Menge Leute.

Die Künstlerin ist nicht nur hervorragende Pianistin, Sängerin, Schauspielerin und Komponistin. Sie schreibt seit kurzem auch ihre Texte selbst. So auch dieses Stück, mit dem sie vor gut einem Jahr ihr erstes Soloprogramm startete. Küss den Frosch ist ein verspieltes, facettenreiches Chansonprogramm zwischen Nonchalance und «Comme il faut». Im Zentrum stehen widersprüchliche Existenzen, menschliche Höhenflüge und Abgründe. Die musikalische Palette reicht vom Chanson zu Tango, Latin, Jazz, Blues, Boogie, Walzer und Swing.

Manche Männer sollten lieber Frösche bleiben, denn sie sind verwöhnte Prinzen, die in der heutigen Zeit häufig zu Haarentfernungsmitteln greifen und ihre Fingernägel lackieren. In perfektem «Bärndütsch», und das als gebürtige Liechtensteinerin, mimt sie humorvoll eine ältere Dame, die ihre Karaokesängerkarriere an den Nagel hängt und mit künstlichem Hüftgelenk und Herzschrittmacher mit ihrer Minibar durch die Zugabteile swingt. Ebenso amüsant der Telefonsex unter Eheleuten und die Frau als Facility Manager mit gewaltigem stimmlichen Staubsaugereffekt. Äusserst beeindruckend und hörenswert waren auch ihre Soloeinlagen am Klavier. Mit absichtlich disharmonischen Tönen, Lichteffekten und Mimik erzeugte sie beim Publikum zwischendurch gruseliges Kribbeln.

Esther Hasler hat mit diesem Programm ihr grosses Können mit allen möglichen Ausdrucksformen gezeigt.



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